Touré trifft in der Nachspielzeit: VfB feiert Coup bei Juve
Veröffentlicht: Dienstag, 22.10.2024 23:20
Champions League
Turin (dpa) - Nach ihrem ersten Sieg in der Champions League seit fast 15 Jahren stürmten die Stuttgarter Fußballer sofort auf ihren späten Matchwinner zu. In der zweiten Minute der Nachspielzeit hatte Joker El Bilal Touré den entscheidenden Treffer für den VfB beim hochverdienten 1:0 (0:0) bei Juventus Turin erzielt und den Bundesligisten jubeln lassen.
Zuvor war ein Treffer von Deniz Undav nach Videobeweis wegen Handspiels aberkannt worden (48.). Vier Minuten vor dem Ende hatte Enzo Millot für die klar überlegenen Schwaben zudem einen Elfmeter verschossen (86.). Als es schon danach aussah, als blieben die Stuttgarter auch im dritten Königsklassen-Spiel der Saison sieglos, schlug Touré doch noch zu.
«Es fühlt sich überragend an, hier bei einem Club wie Juve gewonnen zu haben», sagte Nationalstürmer Undav nach der Partie bei DAZN. «Drei Tage nach dem Bayern-Spiel, was peinlich war, war das die richtige Antwort», sagte der Stürmer. «Es war ein verdienter Auswärtssieg für den VfB», sagte der frühere Stuttgarter Sami Khedira als TV-Experte bei DAZN. «Drei wichtige Punkte mit Blick auf die Qualifikation für die Playoffs.»
Für die Stuttgarter war es der erste Sieg nach zuvor vier Pflichtspielen in Serie ohne Dreier. In der Tabelle stehen sie nach dem dritten Spieltag der Ligaphase damit bei vier Punkten. Juve hatte seine ersten beiden Partien in der Königsklasse gewonnen
Demirovic trifft den Pfosten - Vlahovic blass
Die ganz großen Erfolge der «Alten Dame» liegen schon ein paar Jahre zurück, einen klangvollen Namen hat sie aber nach wie vor. Der Einmarsch der Bianconeri zum Aufwärmen, die Vereinshymne, die Kulisse - das schmucke neue Stadion ist ein Stück weit auch eine Showbühne. Die Schwaben ließen sich von alldem aber nicht beeindrucken.
Der VfB war im ersten Durchgang die klar bessere Mannschaft, belohnte sich aber nicht. Es werde gegen die defensiv in dieser Saison bisher so starken Turiner auch darauf ankommen, wer die Kontrolle an sich reißen kann, hatte Gäste-Trainer Sebastian Hoeneß vor der Partie gesagt. Seine Elf trat entschlossen auf und bekämpfte Juve schon im Mittelfeld. Der serbische Stürmerstar Dusan Vlahovic, vor dem VfB-Torwart Alexander Nübel eindringlich gewarnt hatte, war an diesem Abend mehr oder weniger komplett abgemeldet.
Ihre Chancen nutzten die Stuttgarter allerdings nicht. Vor allem über die linke Seite mit den Nationalspielern Maximilian Mittelstädt und Jamie Leweling suchten sie häufig den Weg nach vorn. In der 29. Minute knallte Angreifer Ermedin Demirovic die Kugel nach einem feinen Pass von Millot flach an den rechten Pfosten. Juves Torwart Mattia Perin war mit den Fingerspitzen noch dran - und drei Minuten vor der Pause dann richtig gefordert. Einen Kopfball von Deniz Undav nach Flanke von Angelo Stiller lenkte der Keeper über die Latte.
Undav-Tor wird zurückgenommen
Nach dem Seitenwechsel zunächst das gleiche Bild: Der VfB marschierte, Juve lief hinterher. Undav traf nach einem weiten Diagonalball von Mittelstädt zur vermeintlichen Führung für die Gäste. Da er den Ball leicht mit dem Arm mitgenommen hatte, wurde das Tor nach einem Videocheck aber zurückgenommen (50.). «Wenn die Regeln so sind, dann sind es die Regeln und ich bleibe ruhig», sagte Undav, auch wenn er das nicht ganz verstehen konnte. «Ich bewege meinen Arm nicht einen Millimeter.»
Die Partie hatte nun hohen Unterhaltungswert. Demirovic, der sich an der Grenze zur Gelb-Roten Karte bewegte, nahm VfB-Coach Hoeneß nach gut einer Stunde lieber selbst raus. Kurz später scheiterte Juves Kenan Yildiz an Stuttgarts Nationaltorwart Nübel (67.). Yildiz tauchte auch in der 79. Minute gefährlich im Strafraum auf, Josha Vagnoman rettete aber.
Fünf Minuten vor Schluss hatte Millot den Stuttgarter Sieg dann auf dem Fuß. Nach einem Foul an Anthony Rouault, für das Juves Verteidiger Danilo Gelb-Rot sah, scheiterte der Mittelfeldspieler per Strafstoß aber am überragenden Perin. Es schien wieder nicht für einen Sieg des VfB zu reichen, doch dann drosch der eingewechselte Touré den Ball noch ins Netz.