Windenergie gegen Artenschutz: Das Dilemma mit den Windrädern

Was gut für die Umwelt ist, muss nicht automatisch gut für den Artenschutz sein. Prominentes Beispiel ist die Windenergie: Immer wieder werden Windkraftanlagen nicht gebaut, weil Tierschützer Sorge davor haben, dass durch das Windrad seltene Tiere gestört, getötet oder vertrieben werden. Wie sieht es speziell in NRW aus?

Auch wenn es einem manchmal nicht so vorkommt: In Nordrhein-Westfalen stehen eine Menge Windräder. Es könnten allerdings noch mehr sein, doch häufig werden die Vorhaben gestoppt, da sich Umwelt- oder Tierschützer zu Wort melden und den Ausbau verhindern - aus Sorge um die Tötung von beispielsweise seltenen Vögeln.

Man muss sagen, dass es keine einhundertprozentig gesicherten und offiziellen Zahlen darüber gibt, wie viele Windräder-Bauten gestoppt wurden - es sind eher Schätzungen. Eine kommt vom Landesverband Erneuerbare Energien. Der sagt, dass in den vergangenen Jahren über 100 Windenergieanlagen durch rechtliche Meinungsverschiedenheiten beim Artenschutz blockiert und ausgebremst wurden. Da bekommt man den Eindruck, dass der Artenschutz eine richtige Bremse ist. Nach Angaben des NRW-Umweltministeriums trügt aber dieser Eindruck. Hier heißt es, dass der Artenschutz nur einer von vielen Gründen für Klagen gegen Windräder sei. Bei den 50 abgelehnten oder zurückgenommenen Bauanträgen im vergangenen Jahr habe nur bei vier Projekten der Artenschutz eine Rolle gespielt. Allerdings entsteht somit der Eindruck, dass selbst bei kleinsten Bedenken von Naturschützern gewisse Vorhaben direkt ad acta gelegt werden.

Windräder eine Gefahr für Wildtiere?

Bleibt häufig die Frage, ob Windräder oder Windenergieanlagen überhaupt so gefährlich sind für wilde Vögel oder Tiere im Allgemeinen. Auch da gibt es unterschiedliche Einschätzungen: Die Deutsche Wildtierstiftung spricht davon, dass jedes Jahr deutschlandweit etwa 250.000 Fledermäuse und Greifvögel den Windrädern zum Opfer fallen. Der Landesverband Erneuerbare Energien sagt hingegen, dass Windenregie im Gegenteil sogar für Artenschutz sorgt, weil dadurch die Umwelt insgesamt geschont wird. Man sieht: die Antwort ist stark davon abhängig, von welcher Perspektive aus man das Problem betrachtet.

Autoren: José Narciandi & Joachim Schultheis

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