Aufräumen nach Hochwasser

Einige räumen auf, andere warten noch auf sinkende Wasserstände und können ihre Häuser nicht betreten. Und an manchen Orten sieht es aus, als wäre nie etwas passiert. Hier berichten wir über den zweiten Tag nach dem Starkregen bei uns im Ennepe-Ruhr-Kreis.

© Radio Ennepe Ruhr

Den ganzen Donnerstag hat man noch Sirenen gehört. Die Feuerwehren, DLRG oder tehnisches Hilfswerk hatten viel zu tun. In Sprockhövel ist ein Feuerwehrmann verletzt worden, als bei Pumparbeiten in Gennebreck ein Baum umgestürzt und auf ein Einsatzfahrzeug gestürzt war. Für Unverständnis bei der Gevelsberger Feuerwehr sorgte der Anruf eines Bürgers, der Überflutungen meldete und letztlich nur 2 cm Wasser in seiner Garage hatte. Ihm wurde empfohlen, zu Eimer und Wischmopp zu greifen. Denn mit insgesamt weit über 1000 Einsätzen hatten die Feuerwehren in unserem Kreis viel Arbeit.

Strom und Gas: Energieversorgung ist stabil

Die Energieversorgung hat lange Zeit Sorgen bereitet. Nach Überschwemmungen war ein großer Teil von Gevelsberg ohne Strom. Zum Abend hin konnte die AVU aber alle Bereiche der Stadt wieder ans Netz bringen. Weiterhin gilt: In überschwemmten Kellern oder stark durchnässten Gebäuden besteht die Gefahr lebensgefährlicher Stromschläge. In Witten stand das Wassrwerk an der Ruhr stundenlang still. Wegen des Hochwassers konnten die Pumpen nicht arbeiten. Am frühen Abend ging das Werk dann wieder ans Netz. Bis dahin war es gelungen, fast ganz Witten mit Leistungswasser zu versorgen. Das Aufstellen von öffentlichen Wasserbehältern war aber schon vorbereitet worden. Die Stadtwerke Witten sagen: Das Leitungswasser habe 100% Trinkwaserqualität.

Anwohner an der Ruhr: Warten auf sinkenden Pegel

Wer in Hattingen und Witten direkt an er Ruhr wohnt, hat Hab und Gut zurücklassen müssen. Einige Bereiche wurden evakuiert, Anwohner teilweise mit Booten von ihren Grundstücken geholt. Etwa 70 Hattinger haben den Tag im Bürgerzentrum Holschentor verbracht, wo sie mit Essen, Medikamenten und Kleidung versorgt wurden. Die Pontonbrücke zwischen Bochum und Hattingen ist stark beschädigt und bleibt gesperrt. Die Ruhr hat mit einem Pegel von 7 Metern in Hattingen zeitweise rekordverdächtig viel Wasser geführt. Die Ruhrwiesen in Wetter, Witten oder Hattingen sind oft komplett überschwemmt, auch Campingplätze oder die Bootsverleihe am Kemnader See stehen unter Wasser.

Spendenaufruf aus dem Muttental

Schwer getroffen hat es auch das Gruben- und Feldbahnmuseum im Wittener Muttental. Der Starkregen hat die Hänge abrutschen lassen, die Gebäude wurden teilweise beschädigt. Obwohl sie tonnenschwer sind, wurden die historischen Bahnen über das Gelände geschoben und ebenfalls beschädigt. Vom Verein ARGE Muttentalbahn heißt es: "Die Katastrophe bringt uns an unsere Grenzen. Wer uns helfen möchte kann dies gerne tun, über Paypal an Muttenthalbahn@gmx.de oder auf unser Spendenkonto:

IBAN: DE55 4306 0129 0630 1461 00,

BIC: GENODEM1BOC

(Volksbank Bochum-Witten)

Tierrettungen im Kreis

Immer wieder sind auch Meldungen eingegangen, dass Kühe kurz vorm Ertrinken seien. Vereinzelt sind Kühe auf der Flucht vor den Wassermassen ausgebrochen. Die meisten Tiere konnten aber von ihrem Haltern rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden, berichtet der Ennepe-Ruhr-Kreis. Die unterbrochene Stromversorgung bereitete Landwirten auch zudem Probleme, weil vorübergehend nicht gemolken werden konnte. In Wetter hat die DLRG eine Gruppe Schafe aus den Wiesen an der Ruhr retten können.

Umweltschäden möglich

Mehrere Firmen sind überschwemmt worden, was wiederum Öltanks betrifft. Die Untere Wasserbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises geht davon aus, dass in manchen Fällen gewisse Mengen von wassergefährdenden Stoffen in das Wasser gelangt sind. Das Ausmaß des Schadens ist aber noch unklar.

Warnung vor "Hochwasser-Tourismus"

Natürlich sind die Wassermassen in Ruhr und Ennepe auch ein Naturschauspiel. Viele Menschen haben gestern Fotos und Videos gemacht. Behörden bitten aber, nicht zu nah ans Wasser zu gehen. Die Situation im Hochwasserbereich sei gefährlich, heißt es zum Beispiel von der Stadt Hattingen. Auch die DLRG warnt davor, die Kraft des Wassers zu unterschätzen. An Wassersport ist aktuell nicht zu denken, die Bootsverleihe am Kemnader See sind ohnehin auch überspült worden. Generell habe sie einen derartigen Starkregen mit Überschwemmungen in so kurzer Zeit noch nicht erlebt, sagte eine Sprecherin der DLRG Hagen/ Ennepe-Ruhr im Interview mit Radio Ennepe Ruhr.

Herdecke nimmt kostenlos Schutt an

Das Wasser ist größtenteils weg, zurück bleiben verschmutzte und durchnässte Wohnungen und Grundstücke. Mit Beginn der Aufräumarbeiten zeigt sich so langsam das Ausmaß der Schäden. Die Stadt Herdecke und die Firmen Vorberg/ AHE unterstützen stark vom Hochwasser betroffene Bürgerinnen und Bürger. Sie können Schutt und andere Abfälle, die mit dem Starkregen in Zusammenhang stehen, bis nächsten Mittwoch kostenlos bei der städtischen Annahmestelle bei Vorberg/AHE abgeben. Voraussetzung ist allerdings die Vorlage eines Personalausweis, dass man in einer der folgenden Straßen wohnt:

-       An der Walkmühle

-       Augustastraße

-       Bachplatz

-       Bachstraße

-       Friedhofstraße

-       Gerberstraße

-       Attenbergstraße

-       Hauptstraße ab Hausnummer 75 aufwärts

-       Herdecker Bach

-       Neue Bachstraße

-       Schmale Straße

Talstraße

Außerdem stehen an mehreren Stellen entlang des Herdecker Baches Container, die befüllt werden können.


Landwirt aus Wetter verzweifelt

Herr Kasimir bittet dringend um Hilfe. Ihm fehlen noch neun Rinder, die irgendwo herumschwimmen oder herumirren, und zwar zwischen Wetter und Hattingen. Die Rinder sind schwarz und hornlos, außerdem friedlich. Sollte sie jemand sehen, einfach die Polizei anrufen! Die informiert dann den Landwirt, damit er sie abholen kann.

Herecker Freibad öffnet wieder

Nach Starkregen und Hochwasser mussten Becken und Liegewiesen im Herdecker Freibad am Bleichstein erst einmal gründlich gereinigt werden. Schäden sind zum Glück nicht entstanden. Deshalb lautet die gute Nachricht rechtzeitig vor einem wohl recht sonnigen Wochenende: Das Freibad am Bleichstein kann morgen (Samstag) wieder öffnen. Lediglich ein kleiner Teil der Wiese kann noch nicht wieder genutzt werden.

L675 in Wetter bleibt am Wochenende gesperrt

Die meisten Straßen sind wieder frei. Lediglich der Hang an der L675 bereitet weiterhin Sorge. Die Firma, die bereits vor einigen Wochen die Hangsicherung im vorderen Bereich aus Richtung Wetter kommend durchgeführt hat, hat den Schaden begutachtet. Zunächst müssen die Netze von ihrer Last befreit werden, damit sie nicht unter Schlamm und Geröll reißen. Welche Arbeiten folgen, muss noch weiter geprüft werden. Somit dauert die Straßensperrung mindestens über das Wochenende an. Die Umleitung Am Overbeck bleibt bestehen.

Gevelsberg bittet um Dokumentation der Schäden

Der heftige Starkregen hat bei uns einige Schäden verursacht. Keller liefen voll Wasser, Grundstücke wurden überschwemmt. Die Stadt Gevelsberg bittet jetzt alle Bürger, ihre Schäden zu melden, und zwar bis Dienstag, 20.07. Mit Hilfs- und Förderprogrammen ist die Schadensmeldung leider nicht verbunden - darauf weist die Stadt hin.


Geschädigte sollen sich daher zur Dokumentation und Weitergabe ihrer Schadensberichte über die Stadt Gevelsberg unter starkregen@stadtgevelsberg.de an den Ennepe-Ruhr-Kreis wenden.


Spendenkonto in Gevelsberg eingerichtet

Um den Betroffenen der Hochwasserkatastrophe zu helfen und eine gesellschaftlich breit angelegte Unterstützungsaktion vorzubereiten, laden Bürgermeister Claus Jacobi sowie die Taubenväter – Menschen helfen Menschen e.V. örtlich aktive Hilfsorganisationen zur Gevelsberger Helferkonferenz ein. Gemeinsam sollen schnelle und unkomplizierte Hilfsangebote für betroffene Bürgerinnen und Bürger auf die Beine gestellt werden. Wer helfen möchte, wird gebeten zu spenden:

Spendenkonto der Taubenväter unter

IBAN: DE97 4545 0050 0000 5624 13

BIC: WELADED1GEV

Stichwort „Gevelsberg hilft“

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