Die Currywurst wird 70

Geschnitten oder am Stück, süß oder scharf, mit Pommes oder ohne - die Currywurst gibt es in ganz Deutschland in zig Variationen. Hier im Ruhrgebiet ist sie natürlich leckerer als woanders. Das denkt aber bestimmt jede Region über die dort angebotenen Kultwürste.

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Diese Fun-Facts solltet ihr über unsere Kultwurst erfahren

  • Pro Jahr essen die Deutschen rund 800 Millionen Stück
  • Seit über 25 Jahren ist die Currywurst das beliebteste Kantinenessen bei uns
  •  Zum 70. Geburtstag gibt es in Berlin eine Gedenkmedaille zu Ehren Herta Heuwers – der mutmaßlichen Currywurst-Erfinderin
  • In Recklinghausen wird seit kurzer Zeit ein Energy-Drink im Currywurst-Style hergestellt
  • Deutsche zahlen im Schnitt 3,70 Euro, in Italien sind es knapp 8 Euro, in Großbritannien sogar 10 Euro.
  • Seit 2017 gibt es in Rheinland-Pfalz jährlich ein Currywurst-Festival. Dieses Jahr präsentieren sich über 40 verschiedene Anbieter.

Angeblich eine Berliner Erfindung

Sie ist so deutsch wie Mülltrennen, die Bundesliga und "Mahlzeit"-Sagen. Die Currywurst wird 70 Jahre alt. Genauer gesagt: Die Legende der Erfindung hat Geburtstag. Am 4. September 1949 soll die Ostpreußin Herta Heuwer in Berlin das erste Mal eine Soße aus Tomatenmark, Worcestershiresoße, Currypulver und anderen Gewürzen zusammengerührt und über eine gebratene und klein geschnittene Brühwurst gegossen haben. Das alles angeblich, weil sie Langeweile hatte. Zehn Jahre später ließ sich Heuwer die Currywurst-Soße als Patent schützen. "Ich habe das Patent - und damit basta. Wer etwas anderes behauptet, der hat einen Stich", soll die 1999 verstorbene Imbissbesitzerin dazu gesagt haben.

Die Legende hat Konkurrenz. Uwe Timm beschreibt in seiner Novelle "Die Entdeckung der Currywurst", wie die Hamburgerin Lena Brückner auf der Treppe stürzt. In der einen Hand hat sie Curry, in der anderen Ketchup - fertig ist die Soße. 

Neuerdings soll die Wurst sogar eine Erfindung aus Niedersachsen sein. So sieht es jedenfalls Alexander Fürst zu Schaumburg-Lippe aus Bückeburg bei Hannover. Geburtsort der Currywurst sei nachweislich seine Schlossküche, behauptete er. Ein Küchenmeister soll dort nach dem Krieg für Offiziere der britischen Rheinarmee aus Aprikosenmarmelade, Tomatenketchup, Curry und Salz eine Soße bereitet haben - und das schon 1946. Auch im Ruhrgebiet gibt es Leute, die dort Belege für die Frühzeit der Currywurst gefunden haben wollen. 

In der Wurst-Hauptstadt Berlin sind "Curry 36" im alten Westen und "Konnopke's" im Osten die bekanntesten Adressen. Um die Mittagszeit stehen dort die Leute Schlange. Nach wie vor beliebt: Einmal "Curry" mit Pommes rot-weiß, gerne mit Cola. Die Kakao-Flaschen, die neben dem Grill stehen, werden gerne von Bauarbeitern bestellt, wie Lazo Vujinovic von "Curry 36" in Kreuzberg erzählt. Er glaubt natürlich, dass die Currywurst eine Berliner Erfindung ist. "Es wäre ja traurig, wenn ich das nicht täte." Was eine gute Soße ausmacht? "Sie enthält viel Tomate und wenig andere Zusatzstoffe." Geöffnet ist "Curry 36" bis 5.00 Uhr morgens, fast immer sieht man dort Menschentrauben. Der 1980 gegründete Imbiss ist, so wirbt seine Homepage, "praktisch ein Weltkulturerbe". Tom Hanks soll auch schon da gewesen sein. An einem der Stehtische essen gerade Studentinnen aus Paris Pommes und in Soße schwimmende Würste. Eigentlich eine komische Vorstellung, dass das deutsches Kulturgut sein soll. "Ich mag keine Wurst, aber die hier mag ich", sagt eine der Französinnen. Die Kalorien sind ihnen gerade mal egal. 

Ist die Wurst nur was für Touristen und Rentner? "Das ist Quatsch", sagt Lazo Vujinovic. Wer die Wurst isst? "Alle." Ähnlich bunt beschreibt Dagmar Konnopke ihre Gästemischung. Sie reicht demnach vom Arbeiter bis zum Schlipsträger. Ihr Imbiss, ein Familienunternehmen in vierter Generation, liegt unter dem U-Bahn-Viadukt an der Eberswalder Straße im Prenzlauer Berg. Nicht gerade lauschig, aber genau das mögen die Leute. Zu DDR-Zeiten war es

eine Arbeitergegend. Heute kommen Studenten, Gutverdiener und Busse mit Touristen. 

Auch in Zeiten von Bio, Öko und veganer Wurst: Das Geschäft mit dem Fleisch geht weiter. "Der Großteil isst den Klassiker", sagt Dagmar Konnopke. Was die Rezepte angeht, da lächelt sie. "Das möchten immer alle wissen." In der Pappschale landet eine Wurst aus Schweinefleisch mit Gewürzen samt Ketchup aus Werder in Brandenburg. Viel mehr lässt sie sich nicht entlocken. Familiengeheimnis. 

Nach Schätzungen sollen die Deutschen jedes Jahr 800 Millionen Würste pro Jahr verputzen. Wenn keine Pommes dazu serviert werden, legen laut einem Fachartikel der "Fleischwirtschaft" 80 Prozent der Kunden Wert auf ein Brötchen. Die halbe Toastscheibe fällt durch. Regelmäßig wird die Currywurst zum beliebtesten Kantinenessen gekürt. 

In Neuwied in Rheinland-Pfalz gibt es ein eigenes Festival, für Leute, die "Highway to Hell"-Soße oder eine Rote-Bete-Himbeer-Zugabe mögen. Kurz vor dem Jubiläum machten Neuigkeiten aus Bad Zwischenahn im Norden Niedersachsens die Runde: Die Rügenwalder Mühle besiegelte das Ende ihrer Currywurst aus Fleisch. Der Wursthersteller brauche mehr Platz für seine vegetarischen Produkte, sagt Firmenchef Godo Röben.


(Quelle: dpa)

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