Die Kandidaten stellen sich vor: Dr. Thomas Jalili Tanha (Bündnis 90/Die Grünen)

Der Grünenpolitiker und Hagener Dr. Thomas Jalili Tanha, geboren 1992 in Hagen, ist Wirtschaftswissenschaftler und Berater für nachhaltige Geschäftstransformation in der Automobilindustrie. Seit seiner Geburt wohnt er in Hagen mit Ausnahme eines Auslandsaufenthalts für Studium und Forschung. Er ist verheiratet und hat keine Kinder. Er tritt an, um für den Wahlkreis? 137 (Hagen und Ennepe-Ruhr-Kreis Süd) in den Bundestag zu ziehen.

© Wolfram Schroll
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Stellen Sie sich selber vor...

Guten Tag, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, mein Name ist Thomas Jalili Tanha. Ich bin 32 Jahre alt, Wirtschaftswissenschaftler und Berater für nachhaltige Geschäftstransformation in der Automobilindustrie. Meine Heimat ist Hagen, hier bin ich aufgewachsen, habe im Familienbetrieb früh gelernt, was es heißt, wirklich anzupacken und lösungsorientiert zu arbeiten und so habe ich auch an meiner Forschung gearbeitet. Ich habe mich mit einer der drängendsten Fragen unserer Zeit beschäftigt und zwar: Wirtschaftswachstum, aber bitte ressourcenschonend, klimafreundlich und sozial. Eine Antwort darauf ist die Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet im Grunde, dass wir Materialien und Ressourcen so lange wie möglich nutzen, anstatt sie einfach weg zu werfen. In einer Kreislaufwirtschaft geht es darum, schon bei der Produktion zu überlegen, wie kann das Produkt nachhaltig hergestellt werden und wie kann man mit Recycling und Wiederverwendung eigentlich Geld verdienen. Warum ist das wichtig? Weil wir damit weniger Abfall produzieren und für unsere Region neue, bedeutsame Jobs schaffen in Recycling, Innovation und nachhaltiger Produktion. Kreislaufwirtschaft ist wirklich ein Modell, das lässt sich beschreiben als etwas, das Wirtschaft und Klimaschutz zusammenbringt und uns dann allen zugutekommt. Mit diesen Erfahrungen berate ich momentan in der Automobilindustrie. Eine Industrie, die wirklich geprägt ist von strukturellen Veränderungen, was Technologien angeht, was Wettbewerbe angeht, was Kunden angeht und auch die südwestfälische Wirtschaft mit ihren vielen Autozulieferern, die ist momentan ein Punkt, wo Veränderungen überall sichtbar ist und wo es gilt, neue Wege zubeschreiten. Einfach so, klappt einfach nicht mehr und ich möchte diesen Veränderungsprozess gemeinsam mit ihnen gestalten. Lassen sie uns machen und dann bin ich fest überzeugt, dass wir unsere Heimat wieder stark und zukunftsfähig aufstellen werden.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Mein Wahlkreis bedeutet für mich...

Ja, Hagen bedeutet für mich Heimat. Hier lebt meine Familie, hier leben meine Freunde und ich weiß gar nicht, wie ich es ihm beschreiben soll, aber Hagen ist irgendwie geil. Ich habe lange Zeit im Ausland studiert, in Korea, Portugal, Großbritannien und ich muss sagen, ich habe meine Heimat und die Menschen hier einfach vermisst und ja, also deshalb bin ich wieder nach Hagen gezogen und bin gekommen, wirklich, um zu bleiben. Hagen ist arm, aber sexy.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Warum sind Sie in die Politik gegangen?

Ich durfte in meiner Forschung viel darüber lernen, wie man die Wirtschaft nachhaltiger aufstellen kann. Ökonomisch nachhaltiger, ökologisch nachhaltiger und auch sozial nachhaltiger und ich habe mich gewundert, warum die Politik nicht über Kreislaufwirtschaft spricht, warum niemand diese neuen Wege geht, warum alle immer im Hamsterrad immer dasselbe machen, Steuern hoch, Steuern runter und naja Okay. Im Grunde, wir leben in einer Demokratie und eine Demokratie ist eine Mitmachveranstaltung und anstatt zu meckern, wenn ich etwas zu sagen habe, wenn ich Ideen habe, dann sollte ich mitmachen und dann habe ich mitgemacht und das ist auf sehr fruchtbaren Boden gestoßen und ich freue mich sehr darüber.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Warum wollen Sie nach Berlin in den Bundestag?

Ich bin ein Experte für Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Geschäftsmodellentwicklung. Diese Expertise ist tatsächlich relativ Rah gesät in der Politik. Themen wie Kreislaufwirtschaft oder die Entschuldung und Stärkung unserer Kommunen kommen in der Politik einfach oft zu kurz und doch brauchen wir diese Inhalte. So brauchen wir beispielsweise starke Kommunen damit diese aktiv Klima und Wirtschaftspolitik betreiben können. Damit wir in unserer Heimat die Industrien und Geschäftsmodelle von Morgen herangedeihen lassen können und damit wir als Kommune auch zum Beispiel effektiv unsere Bürgerinnen und Unternehmen vor den Folgen des Klimawandels, zum Beispiel von Wetterextremen, Schützen können. Ich will dafür sorgen, dass diese Themen auf die Tagesordnung kommen im Bundestag und dass wir auch tatsächlich dort konkrete Lösungen umsetzen können. Unsere Heimat als Schnittstelle würde ich sagen, zwischen Ruhrgebiet und Sauerland, ist komplett unterschätzt und hat großes Potenzial und ich möchte dafür arbeiten, dass wir hier mutig die Weichen für eine zukunftsfähige und stärkere Region stellen.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Warum Bündnis 90/Die Grünen?

Ich bin bei den Grünen, weil sie die einzige Partei ist, die konsequent ökologische Verantwortung mit sozialer Gerechtigkeit und Wirtschaftswachstum verbindet. Andere Parteien spielen diese 3 Aspekte Klimaschutz, wirtschaftliche Nachhaltigkeit und sozialer Zusammenhalt, die spielen sie immer wieder gegeneinander aus und tatsächlich sind es ja keine Gegensätze. Sie gehören zusammen. Geht es der Wirtschaft schlecht, so ist das ein Nährboden für Radikale. Bröckelt der soziale Zusammenhalt, finden wir keine Mehrheiten mehr, um effektiven Klimaschutz zu betreiben. Denn Klimaschutz ist eine Gesellschaftsaufgabe und schützen wir nicht das Klima, so schützen wir nicht den Menschen. Darum geht es aber beim Klimaschutz. Den Menschen zu schützen. Dann kommen Dürren, Starkregenereignisse und wen trifft das? Unsere Wirtschaftsbetriebe und die Schwächsten in unserer Gesellschaft. Die Grünen, setzen sich wirklich für klare Ziele ein und ich würde sagen, für eine Politik, die mutig ist, die Lösungen bietet und nicht einfach nur Probleme verwaltet. Genau das hat mich überzeugt und deshalb möchte ich auch diese Werte in den Bundestag tragen.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Auf diese politische Leistung bin ich stolz...

Ja, meine Mitbewerber werden bestimmt berechtigterweise darüber prallen, welche Gesetze sie schon mit verabschiedet haben oder welche sie verhindert haben. Ich bin tatsächlich jedes Mal ein bisschen stolz darauf, wenn ich es in meinem Alltag schaffe meine persönlichen Wertvorstellungen zur Geltung zu bringen in meinem persönlichen Umfeld und wenn ich es irgendwo schaffe, einen Unterschied zu machen und er mag noch so klein sein. Das kann im Privaten sein, das kann bei der Arbeit. Das kann jetzt natürlich auch bei der Partei und Wahlkampfarbeit sein, aber in diesem Sinne sind wir alle ab und zu Politiker und dann sollten wir darauf auch stolz sein dürfen, würde ich sagen.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Was steht für Sie in Ihrem Wahlkreis als erstes auf der Agenda?

Ich möchte es unserer lokalen Wirtschaft ermöglichen, wirklich neue Hoffnung zu schaffen und neue Wege gehen zu können. Damit die Wirtschaft die dafür wirklich nötigen Investitionen tätigen kann, muss erstmal der Staat vorangehen und mit eigenen Investitionen den Startschuss geben. Dazu müssen wir die Schuldenbremse reformieren und das wäre als Erstes auf meiner Agenda. In ihrer aktuellen Ausgestaltung ist die Schuldenbremse halt tatsächlich etwas, das dazu einlädt, dass verschiedenste Politikbereiche aus Wirtschaft, Klima, Sozialpolitik, Sicherheitspolitik alles gegeneinander ausgespielt wird. Jeder Unternehmer, jeder Betriebswirt weiß, dass Schulden nicht einfach nur dazu da sind, um Ausgaben zu machen. Man macht Schulden, um Investitionen zu machen und diese Investitionen wurden halt nicht getätigt. Wir brauchen ganz viele Investitionen in unsere Infrastruktur, in unsere Brücken, in unsere Schienen, in unsere Energie- und Wasserstoffinfrastruktur. All das wurde verschlafen und schadet uns jetzt. Das Schlimme ist ja, damit haben wir nicht mal Geld gespart, dass wir das nicht ausgegeben haben das Geld. Das Geld wurde damals nicht ausgegeben und muss dann halt jetzt und in Zukunft ausgegeben werden. Das ist ja auch irgendwie keine Lösung. Die Schulden standen nicht im Bundeshaushalt. Dafür sehen wir sie in maroden Brücken, in Bahnverspätungen und bis zum halsverschuldeten Kommunen. Das will ich ändern und in diesem Zuge auch für Allianz im Bundestag werben, um unsere Kommunen zu entschulden und auskömmlich zu finanzieren. Denn nur auskömmlich finanzierte Kommunen können vor Ort aktiv sein und die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit lösen.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Meine Freunde sagen über mich:

Meine Freunde würden sagen, dass ich gerne mal etwas „nerdy“ bin, dass ich mich in einzelne Themen manchmal echt gerne reinfuchse und dass ich wahrscheinlich auch gerne Fragen stelle und dann aber auch gerne zuhöre und ich hoffe doch wirklich, dass sie sagen würden, dass man mit mir echt Spaß haben kann.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Meine Kritiker sagen über mich:

Meine Kritiker würden wahrscheinlich über mich sagen, dass ich manchmal zu komplex denke, aber die Sache ist, dass Komplexität nicht immer etwas Schlimmes sein muss und würde man mich dann tatsächlich kennenlernen, würde man erkennen, dass es mir nicht um Komplexität geht, sondern darum, dass ich einfach gerne ganzheitlich denke. Mir ist es wichtig, nicht einfach irgendwas zu machen, sondern die Konsequenzen unseres Handelns wirklich so gut es geht zu durchdringen und dann darauf basierend pragmatische Entscheidungen zu treffen und ich hoffe, das konnte man in ein paar meiner anderen Antworten hier auch raushören.
© Dr. Thomas Jalili Tanha

Manche Menschen sagen, egal wie der neue Bundestag aussieht und wer an der Macht ist: „Für mich ändert sich eh nichts/oder verbessert sich nichts“. Was antworten Sie?

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass für mich politisches Engagement gegen Politikverdruss geholfen hat, da man in Deutschland sehr einfach einer Partei beitreten kann und dann direkten Einfluss im Grunde auf politische Prozesse schaffen kann und dann dort tatsächlich auch die schönen Seiten unserer Demokratie live und in Farbe sehen kann. Das hat mich sehr berührt. Das muss nicht für jeden richtig sein, aber ein generelles gemeinnütziges Engagement hilft oft, den Blick zu weiten und die die Effekte von Politik auf Menschen besser einordnen zu können. Ich werbe deswegen darum, dass meine Bewerbung nicht nur als ein Katalog von Wahlversprechen anzusehen ist, sondern eher als eine Einladung zum Mitmachen. Unser demokratischer Staat, der löst halt eben Probleme nicht von oben herab, sondern es ist eine Mitmachveranstaltung. In der wir uns als Gesellschaft tatsächlich gegenseitig helfen können und die größten Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam lösen können. Dafür braucht es halt immer ein Gefühl von sozialem Zusammenhalt, durch das man miteinander und füreinander versucht, Lösungen zu finden und in Zeiten des Politikverdruss und Vergifteter politischer Debatten dürfen wir einfach dieses große Ganze nicht aus den Augen verlieren.

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