Dokumentarfilm «Gaucho Gaucho» als bezaubernder Bilderreigen

Unabhängigkeitstag in Argentinien
© Natacha Pisarenko/AP/dpa

Neu im Kino

Berlin (dpa) - Was in den USA einst die Cowboys waren, sind in Teilen Südamerikas noch heute die Gauchos: berittene Viehhüter. Die Arbeit ist hart. Spektakuläre sportliche Wettkämpfe sind lediglich Nebensache. Eine reine Männerwelt? Das war einmal. Im 21. Jahrhundert legt niemand der 17-jährigen Guada Steine in den Weg. Der Film «Gaucho Gaucho» beobachtet sie beim Aufbau ihres Lebens als Gaucha. Sie und andere begleitend erkundet die Dokumentation behutsam den bäuerlichen Alltag im landschaftlich eher kargen Nordwesten Argentiniens.

Fotograf und Maler Michael Dweck sowie der Kameramann Gregory Kershaw haben einen bezwingend schönen Film inszeniert. In der gemeinsamen Regie haben die zwei US-Amerikaner größten Wert auf wohlkomponierte Bilder gelegt. Montiert in ruhigem Fluss ergeben die oft wie gemalt anmutenden Beobachtungen von Natur und Mensch das komplexe Panorama einer traditionellen, aber alles andere als rückwärtsgewandten Gesellschaft: Guadas Engagement ist es, das der einst männlich dominierten Gaucho-Welt das Überleben in der Moderne sichert.

Verblüffende Wirkung resultiert aus großem Können

Visuell mutet der Film oft wie ein klassisches Western-Epos aus Hollywood an. Doch tatsächlich wurde allein Wirklichkeit eingefangen. Die verblüffende Wirkung resultiert aus dem großen Können der Filmschöpfer, tatsächlich in fesselnden Bildern zu erzählen. Da braucht es denn auch nicht viele Worte. Erfreulicherweise wird dem in der deutschen Fassung durch den Verzicht auf eine Synchronisation Rechnung getragen. Wobei die Untertitel das Publikum nie vom visuellen Genuss abhalten.

Ohne Kitsch wird ein von Einfühlung, Respekt und Aufmerksamkeit geprägtes menschliches Miteinander erkundet. Damit wird der Film wie von selbst zu einer kraftvollen Wortmeldung gegen alle weltweit zu beobachtende gesellschaftliche Verrohrung. Das A und O dabei ist die geradezu magisch anmutende Schönheit der Bilder. Viele werden mit dem Gefühl aus dem Kino gehen, einen Rausch schillernder Farben genossen zu haben. Doch die knapp eineinhalb Stunden kurze Doku ist von Anfang bis Ende in Schwarz-Weiß. Was zeigt, dass das Fantasieren im Kino wichtiger sein kann als alles Wissen.

© dpa-infocom, dpa:250911-930-23431/1

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