Eine kleine Geschichte des Swimming Pools
Veröffentlicht: Donnerstag, 10.07.2025 05:06

Ab ins Nass
Berlin (dpa) - Wasser ist Leben. Kein Wunder, dass der Mensch, der ja selbst zu 70 Prozent aus Wasser besteht, es für sein Wohlbefinden nutzt. Und zwar besonders gern in eigens dafür ausgehobenen großen und kleinen Bädern.
Wie sieht die Geschichte des Schwimmbeckens von der Antike über das Mittelalter bis in die Gegenwart aus? Und wie kann es damit weitergehen in einer Zeit, die mit Wasserproblemen durch den Klimawandel zu kämpfen hat?
In ihrer Doku «Poolgeschichten – Der Traum vom kühlen Nass» gehen Gregor Streiber und Uta Meyer-Boblan solchen Fragen in Deutschland, Frankreich, den USA und England nach – zu erleben am Donnerstag (10. Juli) um 20.15 Uhr auf Arte.
Orte sündhafter Nacktheit
Vor Jahrtausenden handelte es bei Schwimm- und Erholungsbädern meist um öffentliche Einrichtungen. So waren die berühmten Thermen im antiken Rom immer auch Orte der Geselligkeit, des Austauschs und von Verhandlungen. Oft prunkvoll gestaltet mit mehreren Becken, Mosaiken, Statuen und Gärten.
Nachdem es anfangs getrennte Bereiche für Männer und Frauen gegeben hatte, entwickelten sich später Gemeinschaftsbäder. Darin sah man im christlichen Mittelalter «Brutstätten sündhafter Nacktheit», wie es in der Doku heißt – deshalb war das öffentliche Badewesen für Jahrhunderte out.
Bis Wissenschaftler im 18. Jahrhundert im Zuge der Aufklärung die reinigende und wohltuende Kraft des Wassers wiederentdeckten - die während der einsetzenden Industrialisierung der allgemeinen Volksgesundheit dienen sollte.
Dafür steht etwa das 1842 erbaute Lorettobad in Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) – bis heute beliebtes Freibad für Familien und Singles. Dort existiert sogar noch, als einziger in Deutschland, ein separater Damen-Pool. In der Kaiserzeit entstanden in vielen großen Städten architektonisch aufwendige Badetempel für alle, wie etwa 1914 das Stadtbad Neukölln in Berlin. Heute zählt man in Deutschland rund 6000 öffentliche Hallen- und Freibäder.
Naturnahe Schwimmteiche
Der Umschlag hin zu Individualisierung und einem gewissen Egoismus passierte gegen Mitte des 20. Jahrhunderts. Hollywood-Stars wie Frank Sinatra und Ava Gardner schwammen im kalifornischen Wüsten-Resort Palm Springs voran: Der private Pool machte Furore.
Künstler wie Henri Matisse (1869-1954) und David Hockney (geb. 1937) widmeten ihm längst weltberühmte Bildwerke, die Filmstars Romy Schneider und Alain Delon rekelten sich 1969 im Film «La Piscine» am Beckenrand. Heute ist der eigene Swimmingpool ein Luxus, den sich viele Menschen leisten - zwei Millionen gibt es davon in deutschen Gärten.
Doch hier liegen mittlerweile der Knackpunkt und die Herausforderung. Denn umweltfreundlich ist es nicht, dem Boden viel Wasser zu entziehen und es mit Chemikalien versetzt zurückzugeben.
Dabei besteht laut Doku Hoffnung: zum Beispiel dank ökologischer Schwimmteiche, wie sie der Gartenarchitekt Anthony Archer-Wills seit den 1970-er Jahren entwirft. Trotzdem bleibt es wohl empfehlenswerter und gemeinsinniger, öffentliche Schwimmbäder aufzusuchen – und dort statt Arbeitsaufwand einfach nur Spaß zu haben.