Sicherungsverwahrung für Krefelder Serien-Brandstifter

Urteil im Prozess nach Krefelder Brandserie erwartet
© Fabian Strauch/dpa

«Zeichen setzen wollen»

Krefeld (dpa) - Der Serien-Brandstifter von Krefeld ist zu sechseinhalb Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Der 38-Jährige hatte gestanden, mehrere Brände gelegt zu haben, bis er im Kino-Center am Krefelder Hauptbahnhof von Polizisten niedergeschossen wurde. Das Krefelder Landgericht verurteilte ihn unter anderem wegen schwerer Brandstiftung. 

Zuvor hatte ein Psychiater dem Mann eine dissoziale Persönlichkeitsstörung und große Gefährlichkeit attestiert. Dennoch sei er voll schuldfähig. Dem folgte die Strafkammer und sprach den 38-Jährigen in allen Punkten schuldig. Die Richter glaubten ihm nicht, dass er die Brandserie gestartet habe, weil ihm Stimmen dies befohlen hätten.

Motiv: Unzufriedenheit mit den Behörden

Nach Überzeugung der Richter hat der Iraner die Brände vielmehr aus Unzufriedenheit mit seiner Situation gelegt und weil er sich von Behörden und Ämtern in Deutschland ungerecht behandelt fühlte.

«Sie haben ein Zeichen setzen wollen», sagte der Vorsitzende Richter Johannes Hochgürtel. Der Mann hatte bestritten, dass er versucht habe, auch im Kino Feuer zu legen. Das Benzin sei nur versehentlich bei einer Rangelei mit einem Security-Mann verschüttet worden, hatte er beteuert. Auch das glaubten ihm die Richter nicht. 

Das Gericht verurteilte den 38-Jährigen zudem wegen Bedrohung. Er habe Mitarbeiter des Ausländeramtes mit den Worten «Ich stech' euch ab!» bedroht. Gegenüber dem Psychiater habe er gesagt, er werde dem Polizisten, der ihn angeschossen hatte, die Hand abhacken. 

Serie von Bränden

Am 10. Oktober vergangenen Jahres hatte die Serie von Brandstiftungen und Zündeleien in Krefeld für Aufsehen und einen Großeinsatz der Polizei gesorgt. In kurzer Zeit gingen Notrufe ein. In einem Kino-Komplex am Bahnhof schoss die Polizei den Iraner schließlich nieder. 

Zuerst legte der polizeibekannte Mann in seiner Dachgeschosswohnung Feuer, dann setzte er einen auf der Straße abgestellten Transporter der Caritas in Brand. Als Nächstes schüttete er in der Arbeitsagentur in Krefeld Benzin auf einem Schreibtisch aus und zündete es an.

Für das Landgericht in Krefeld ist der Mann kein Unbekannter: Richter verurteilten ihn dort bereits 2010 zu viereinhalb Jahren Haft, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, versuchter Vergewaltigung und Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten. 

27 Alias-Namen

Nach Angaben der Landesregierung war der Iraner 2002 illegal nach Deutschland eingereist und hatte sich seitdem in zahlreichen europäischen Ländern aufgehalten. Allein in Frankreich war er nach Angaben des NRW-Innenministeriums zu 23 Haftstrafen verurteilt worden. 

Er ist den Behörden unter 27 verschiedenen Namen bekannt. Nach seiner Haftentlassung in Deutschland 2014 tauchte er erst zehn Jahre später wieder in Krefeld auf - im April 2024. Abschiebungen in den Iran waren gescheitert, weil das Land auf einer Erklärung besteht, dass die Person freiwillig zurückkehrt. Diese Erklärung hatte der 38-Jährige trotz mehrfacher Bemühungen nicht unterzeichnet. Der Verteidiger kündigte an, das Urteil anzufechten.

© dpa-infocom, dpa:250613-930-665728/2
Polizei schießt Verdächtigen in Krefeld nieder
Die Spurensicherung untersucht Einschusslöcher im Foyer eines großen Kinos in Krefeld: Hier hatte die Polizei den Verdächtigen niedergeschossen. (Archivbild)© Christoph Reichwein/dpa
Die Spurensicherung untersucht Einschusslöcher im Foyer eines großen Kinos in Krefeld: Hier hatte die Polizei den Verdächtigen niedergeschossen. (Archivbild)
© Christoph Reichwein/dpa
Prozessbeginn gegen mutmaßlichen Amok-Brandstifter
Zum Prozessauftakt hatte er ein Teilgeständnis abgelegt. (Archivbild)© Rolf Vennenbernd/dpa
Zum Prozessauftakt hatte er ein Teilgeständnis abgelegt. (Archivbild)
© Rolf Vennenbernd/dpa

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