Charme-Offensive im Oval Office: Trump schwärmt von Mamdani

US-Präsident Trump empfängt künftigen New Yorker Bürgermeister
© Evan Vucci/AP/dpa

Überraschende Einigkeit

Washington (dpa) - Selbst US-Präsident Donald Trump konnte sich offenbar nicht dem Charme von Zohran Mamdani entziehen: Der Republikaner wirkte geradezu entzückt vom künftigen New Yorker Bürgermeister, den er vor kurzem noch als «kommunistischen Irren» bezeichnet hatte. 

«Du hast die Chance, etwas Großartiges zu schaffen», schwärmte Trump, schüttelte Mamdani wiederholt die Hand und pries dessen «unglaublichen Wahlkampf gegen viele kluge Leute». Das Treffen im Weißen Haus hinter verschlossenen Türen sei «wirklich gut» und «sehr produktiv» gewesen, sagte der 79-Jährige weiter.

Vor laufenden Kameras gaben der Republikaner und der 34-jährige linke Demokrat, der höhere Steuern für Reiche und Unternehmen fordert und Trump als «Faschist» bezeichnet hat, ein erstaunlich harmonisches Bild ab. Trump nickte in seinem Amtszimmer, dem Oval Office, immer wieder zustimmend und lächelte in Mamdanis Richtung, während dieser mit gefalteten Händen neben ihm stand - ein Auftritt, der kaum an die scharfe Wahlkampfrhetorik der vergangenen Monate erinnerte.

Trump: Mamdani eine «sehr rationale Person»

Mamdanis Amtszeit beginnt offiziell am 1. Januar 2026, eine Minute nach Mitternacht (Ortszeit). Gefragt, ob er sich als Milliardär unter dem neuen Bürgermeister wohlfühlen werde, antwortete der gebürtige New Yorker Trump, der dort Jahrzehnte gelebt hat, ohne Zögern: «Absolut.» Vor allem nach diesem Treffen, fügte er hinzu. 

Auf islamfeindliche Angriffe aus den Reihen seiner Partei angesprochen, erklärte Trump, solche Töne gehörten zum Wahlkampf. Mamdani sei eine «sehr rationale Person». Er wird als erster Muslim die bevölkerungsreichste Stadt der USA regieren. Im Wahlkampf war er etwa von einer Republikanerin als «Dschihadist» verunglimpft worden.

Als Bürgermeister wird Mamdani den 116 Milliarden Dollar schweren Haushalt der Millionenmetropole an der Ostküste verantworten sowie für Hunderttausende städtische Beamte zuständig sein.

Mamdani: «Zeit mit dem Präsidenten geschätzt»

Vor der Zusammenkunft im Weißen Haus war angesichts der scharfen Töne spekuliert worden, wie das Aufeinandertreffen wohl verlaufen würde. Trump hatte Mamdani unter anderem als «einhundert-prozentigen kommunistischen Irren» bezeichnet und gedroht, New York Bundesmittel zu entziehen. Nun klang das alles wie vergessen. «Wir haben eine Sache gemeinsam», sagte Trump. «Wir möchten, dass es unserer geliebten Stadt hervorragend geht.» 

Mamdani selbst erklärte, er habe mit Trump insbesondere über die finanziellen Belastungen im New Yorker Alltag gesprochen. «Wir leben in der reichsten Stadt der Geschichte, und trotzdem kann sich jeder Fünfte nicht einmal eine Bahnfahrkarte für 2,90 Dollar leisten», sagte der designierte Bürgermeister. Es sei um Mieten gegangen, die hohen Preise für Lebensmittel und Energiekosten. «Ich habe die Zeit mit dem Präsidenten sehr geschätzt», sagte Mamdani. Er freue sich auf die Zusammenarbeit. 

Gemeinsam «den New Yorkern dienen»

Im Wahlkampf und am Wahlabend hatte der Demokrat den US-Präsidenten scharf angegriffen. Für Trump schien das jedoch keine Rolle mehr zu spielen. Er sei schon weitaus Schlimmeres genannt worden als einen «Despoten», witzelte der Republikaner auf eine entsprechende Nachfrage. «Vielleicht ändert er ja seine Meinung, wenn wir zusammengearbeitet haben.» 

Mamdani antwortete, man habe die jeweiligen Positionen einander «sehr klar dargelegt». Er schätze an Trump, dass es bei dem Treffen nicht um die «zahlreichen Meinungsverschiedenheiten» gegangen sei, sondern um das «gemeinsame Ziel, den New Yorkern zu dienen».

Trump ein Faschist? Trump: «Kannst einfach Ja sagen»

Als der designierte Bürgermeister gefragt wurde, ob er Trump weiter als Faschisten bezeichnen würde, setzte er zu einer Erklärung an. Trump fiel ihm aber ins Wort und sagte, während er Mamdani den Arm tätschelte: «Das ist schon in Ordnung. Du kannst einfach Ja sagen. Das ist einfacher, als es zu erklären.» 

Trumps Vizepräsident JD Vance zeigte sich von der Antwort begeistert: Der Präsident habe viele gute Momente, schrieb er auf der Plattform X zu einem Videoclip des Austausches. «Aber dieser ist ein absoluter Klassiker.»

Sorge wegen Vorgehen von ICE: Konfliktthema Migration

Dass es in Zukunft dennoch zu Auseinandersetzungen kommen könnte, dürfte allerdings beiden Politikern klar gewesen sein. In New York besteht etwa die Sorge, Trump könnte, wie zuletzt in anderen Städten, den Einsatz der Nationalgarde anordnen oder verstärkte Razzien und Festnahmen durch die Einwanderungsbehörde ICE unterstützen. Schon jetzt versetzt ICE viele Migranten in Angst. Am Abend seines Wahlsieges hatte Mamdani betont, New York werde eine Stadt der Einwanderer bleiben. «Um an einen von uns zu kommen, müssen Sie an allen von uns vorbei», sagte er da in Richtung Trump. 

Im Oval Office versicherten beide Seiten, man wolle bei der Sicherheit in der Millionenmetropole an einem Strang ziehen. Doch gerade dieses Thema machte bei aller Einigkeit wohl am deutlichsten, wo künftig Konfliktpotenzial liegen dürfte: Trump stempelt Migranten immer wieder pauschal als Kriminelle ab und erklärte auch jetzt, man müsse «bekannte Mörder und Drogenhändler» aus der Stadt kriegen. Mamdani wiederum betonte, es gehe ihm darum, die Bevölkerung New Yorks zu schützen. Zugleich seien viele New Yorker über das Vorgehen der Bundesbehörden verunsichert.

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US-Präsident Trump empfängt Mamdani
Der linke Demokrat und der Republikaner gaben ein überraschend einträchtiges Bild ab. © Evan Vucci/AP/dpa
Der linke Demokrat und der Republikaner gaben ein überraschend einträchtiges Bild ab.
© Evan Vucci/AP/dpa

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