Mutter injizierte Tochter Keime - Haftstrafe von drei Jahren

Prozess: Mutter soll kleiner Tochter Keime injiziert haben
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Landgericht Heidelberg

Heidelberg (dpa) - Weil sie ihre kleine Tochter über Wochen mit Keimen krank gemacht hat, ist eine 26-Jährige vom Landgericht Heidelberg zu einer Haftstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Sie wurde wegen Misshandlung Schutzbefohlener und gefährlicher Körperverletzung schuldig gesprochen, wie ein Gerichtssprecher bestätigte. Das Gericht habe zudem die Unterbringung in der Psychiatrie angeordnet. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Die Mutter soll der damals Dreijährigen im Sommer 2023 laut Staatsanwaltschaft über einen Venenzugang mehrfach Keime injiziert haben. Das Kind habe dadurch eine Infektion bekommen und zahlreiche Behandlungen über sich ergehen lassen müssen, darunter eine Knochenmarkpunktion. Außerdem habe das kleine Mädchen unter hohem Fieber, erheblichem Unwohlsein und der Isolation in der Klinik gelitten.

Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Laut Gericht kann innerhalb einer Woche Revision eingelegt werden. Bisher sei dies nicht geschehen, sagte der Sprecher.

Mutter wollte Weiterbehandlung in Klinik erreichen

Ziel der Mutter sei es gewesen, den Gesundheitszustand des Kindes weiter zu verschlechtern, sodass dessen Weiterbehandlung in einer Klinik erforderlich werde. Für bleibende Schäden gab es laut einem Gerichtssprecher nach Aktenlage keine Hinweise. 

Die Staatsanwaltschaft ging von einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung der Mutter aus. Außerdem soll sie unter einer Opioid-Abhängigkeit leiden. Ein Sachverständiger vermutete zudem das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom. Eltern, die diese Störung haben, machen ihre Kinder absichtlich krank, um Anerkennung zu bekommen und sich selbst als aufopferungsvollen Menschen darzustellen.

Kind litt mehr als sieben Wochen an hohem Fieber

Das Kind aus St. Leon-Rot (Rhein-Neckar-Kreis) litt der Anklage zufolge über mehr als sieben Wochen an hohem Fieber und befand sich in stationärer Behandlung. Zur Familie gehört noch ein weiteres Kind sowie der Vater. Die Mutter habe alles für die Kinder getan, sagte ihr Lebensgefährte beim Auftakt des Verfahrens aus. 

Mit dem Urteil blieb das Gericht nur knapp unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Anklage hatte laut Gerichtssprecher auf eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten sowie die Unterbringung in der Psychiatrie plädiert. Die Verteidigung hatte demnach einen Freispruch gefordert.

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