Zwei Flugzeug-Abstürze: Wie Piloten in Notsituationen reagieren sollen

Zwei Flugzeugabstürze aus dem deutschen Luftraum an nur einem Tag. Wir haben mit der Vereinigung Cockpit über die beiden Abstürze gesprochen. Demnach ist bei Problemen an Bord erstmal das wichtigste: Weitersteuern, fliegen und navigieren.

Am Sonntagnachmittag stürzt ein Kleinflugzeug in Duisburg neben einem vollen Zirkuszelt ab. Die beiden Insassen des Flugzeuges werden tot aufgefunden. Am Abend, kurze Zeit später, zeichnet das Radar eine Route eines Privatjets auf, der in der Ostsee kurz vor Ventspils (Lettland) abstürzt. Eigentlich sollte er am Köln-Bonner Flughafen landen. Hier fehlt von den Insassen noch jede Spur. Lars Frontini von der Vereinigung Cockpit erklärt uns im Inteview, dass in Notfällen Piloten wie folgt reagieren sollten. Weitersteuern und navigieren. Die Cessna, die in der Ostsee abstürzte, soll aber Druckprobleme vermeldet haben. "Beim Druckverlust ist Sauerstoffmangel das Schwierigste an der Situation, da der Mensch eben schnell bewusstlos wird. Dementsprechend ist das Allerwichtigste, die Sauerstoffmaske aufzusetzen und erst dann das Problem zu behandeln", erläutert Frontini. Dafür könnte es in diesem Fall zu spät gewesen sein.

Weshalb Kampfjets ein Flugzeug begleitet haben

Als Pilot oder Pilotin wird mit Fluglotsen am jeweiligen Flughafen kommuniziert. Dafür gibt es auch Notfrequenzen. Oder man versucht mit anderen Flugzeugen zu sprechen. Aber auch diese Technik kann ausfallen. "Dafür gibt es auch ein Verfahren, dass man auf dem Radarbildschirm einen speziellen Code angezeigt bekommt, sodass eben auch alle wissen, dass die Kommunikation nicht mehr funktioniert", so Frontini.

Sollte gar kein Kontakt mehr zustande kommen, "sind sie irgendwann gezwungen, Begleitflugzeuge hochzuschicken, um die Situation zu klären, da es sich natürlich auch um einen terroristischen Akt handeln könnte". Deshalb flogen neben der Cessna über der Ostsee zwei Militärjets der Luftwaffe. Über Funk oder Sichtzeichen sollte Kontakt hergestellt werden. Aber auch das war nicht erfolgreich.

Der Privatjet sollte eigentlich am Flughafen Köln/Bonn landen. Er flog aber offenbar wegen eines eingestellten Autopilots auch nach Ende der Flugroute weiter. Die Erklärung des Experten: "Wenn diese Flugroute endet, behalten die Flugzeuge einfach die Höhe und die Richtung bei, sie fliegen in dieser Richtung so lange weiter, bis tatsächlich der Sprit aufgebraucht wurde. Die Flugzeuge sinken schließlich im Gleitflug, bis halt irgendwo Bodenkontakt ist",

Pilot in Duisburg steuerte Parkplatz wohl bewusst an

Bei dem Flugzeugabsturz in Duisburg war dieser Bodenkontakt direkt neben einem vollbesetzten Zirkuszelt. Augenzeugen berichten: Das Flugzeug sei erst Richtung Zelt und dann zum Parkplatz hingesteuert worden. Laut Frontini von der Vereinigung Cockpit lernen Piloten so etwas beim Flugschein: "Auf einer Flugschule lernt man normalerweise in einer einmotorigen Maschine: sobald eben der Motor ausfällt, ein freies Feld suchen, auf dem man versucht, notzulanden. Insofern kann da der Parkplatz tatsächlich diese Option gewesen sein, die sich der Pilot ausgesucht hat, auf der er wohl notlanden wollte."

Autoren: Sascha Faßbender / Joachim Schultheis

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